Die Pädagogische Hochschule FHNW verleiht den diesjährigen Jan-Amos-Comenius-Preis der aargauischen Schule Seengen für ihr Projekt «Lernatelier und Lernort Pavillon». Das Projekt unterstützt eigenverantwortliches Lernen und weckt grosses Interesse - nicht nur in der Schulöffentlichkeit.
Seit 2009 ist die Schule Seengen am Hallwilersee eine integrative Schule. Das Konzept der integrativen Schule sieht vor, dass möglichst alle Kinder in die Regelklassen integriert werden, auch diejenigen mit Lernschwierigkeiten oder Hochbegabte. Sie alle benötigen spezielle Förderung.
Doch wie kann der Unterricht auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet werden, ohne dass sich einzelne Kinder speziell behandelt und damit stigmatisiert fühlen? Und wie lässt es sich vermeiden, dass Lehrpersonen durch den integrativen Ansatz überfordert werden?
Auf diese Fragen suchte die Schule Seengen Antworten. Seit einer Umbauphase des Schulhauses verfügte sie über ein Gebäude in unmittelbarer Nähe. Dort richtete sie im August 2012 einen Lernort ein.
Aus unterschiedlichen Gründen am selben Ort
Im Pavillon helfen ältere Schülerinnen und Schüler den jüngeren bei den Hausaufgaben oder geben Tipps, wie sie sich Lösungswege besser einprägen können. Ebenfalls integriert ist das Projekt Einstein, eine Massnahme zur Förderung von Hochbegabten. Zudem lernen hier Schülerinnen und Schüler, die mit der Klassenlehrerin eine kurzfristige Auszeit aus der Klasse vereinbart haben. Sie alle sind am selben Ort, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
Während der dreijährigen Projektdauer habe die freiwillige Lernzeit im Lernpavillon zugenommen, sagt Urs Bögli, Leiter der Schule Seengen. «Aussagen wie:
sind für das Projektteam Motivation genug, um am Ball zu bleiben und die Angebote weiterzuentwickeln.»
Die Jury der Pädagogischen Hochschule FHNW hat sich für das Projekt «Lernatelier und Lernort Pavillon» entschieden, weil es sich dabei um einen innovativen Ansatz handelt, verschiedene Herausforderungen zu bündeln und darauf mit einem ganzheitlichen Konzept zu reagieren: Personalisieren, ohne auszuschliessen. Das Projekt ist an der Schule etabliert und wird genutzt. Zudem wird es vom Schulumfeld gut akzeptiert und strahlt sogar über die Gemeindegrenzen hinaus: Seengen wird regelmässig von aargauischen und Schulen aus anderen Kantonen besucht.
Preis für Schulprojekte
Mit dem Jan-Amos-Comenius-Preis würdigt die Pädagogische Hochschule FHNW hervorragende Projekte aus der Bildungspraxis. Den Preis können Schulen, Weiterbildungseinrichtungen, innovative Gruppen von Lehrpersonen oder auch einzelne Lehrpersonen erhalten. Das Preisgeld von 10’000 Franken muss für die Weiterentwicklung der ausgezeichneten Projekte eingesetzt werden.
Foto: Theo Gamper, Solothurn
V.l.n.r: Herrmann J. Forneck (Direktor Pädagogische Hochschule FHNW), Urs Bögli (Schulleiter Seengen), Michele Eschelmüller (Leiter Ressort Beratungsstelle Pädagogische Hochschule FHNW, Foto: Theo Gamper, Solothurn
Herrmann J. Forneck (Direktor Pädagogische Hochschule FHNW) und Urs Bögli (Schulleiter Seengen)