Pfizer Preis 2020 für Berner Narkolepsieforschung

PD med. Ulf Kallweit. zvg
PD med. Ulf Kallweit. zvg

Für seine Forschung zur Rolle des Immunsystems bei exzessiver Tagesschläfrigkeit (Narkolepsie) wird PD Dr. med. Ulf Kallweit, ehemals an der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern, mit einem Pfizer Forschungspreis 2020 ausgezeichnet. Er erhält den Preis gemeinsam mit Daniela Latorre von der Università Svizzera Italiana.

Das Team um Ulf Kallweit, der heute an der Universität Witten/Herdecke (DE) tätig ist, und Daniela Latorre wird in der Kategorie ’Neurowissenschaften und Erkrankungen des Nervensystems’ ausgezeichnet. Das Projekt fand in den Jahren 2015-2017 unter der Studien-Co-Leitung von Claudio Bassetti an der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital, Universitätsspital Bern, der Universität Bern und Federica Sallusto an der Università della Svizzera Italiana statt.

Seit 1992 verleiht die Stiftung Pfizer-Forschungspreis ihre Auszeichnung auf Vorschlag unabhängiger wissenschaftlicher Kommissionen an bis 45 Jahre alte Forscherinnen und Forscher. Mit der 29. Preisverleihung vom 6. Februar 2020 ehrt sie 19 Forscher und Forscherinnen aus 10 Nationen.

Der Preisträger aus dem Berner Forschungsteam

Ulf Kallweit lehrt und forscht heute an der Universität Witten/Herdecke (DE). Seine Dissertation schloss er 2005 am Institut für Immunologie und Medizinische Mikrobiologie der Universität Bonn ab. Fünf Jahre später erhielt er den Facharzttitel für Neurologie. Seine weiteren Stationen führten ihn als Oberarzt über Zürich (Universitätsspital Zürich, Neurologie) und Bern (Universitätsklinik für Neurologie, Inselspital) an die Universität Witten/Herdecke ans Institut für Immunologie. Dort ist er Leiter der Klinischen Schlafund Neuroimmunologie am Institut für Immunologie sowie Leiter der Spezialambulanz für neurologische Schlaf-Wach-Erkrankungen, Hochschulambulanz, Witten.

’Der Forschungspreis ist ein Ansporn für mich, die Zusammenhänge neurologischer und immunologischer Faktoren in der Neurologie weiter und vertieft zu ergründen und so die Erkrankung Narkolepsie besser zu verstehen’ führt Ulf Kallweit aus. ’Es besteht die Hoffnung, so neue und bessere Therapien zu entwickeln und breit anbieten zu können.

Berner Neurologie bietet optimales Forschungsumfeld

Innovative Forschungsansätze zeichnen die Berner Neuromedizin aus. Ulf Kallweit arbeitete zur Zeit der nun prämierten Forschungstätigkeit in der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital, Universitätsspital Bern und der Universität Bern. Unter der Studienleitung durch Prof. Bassetti, Klinikdirektor und Chefarzt. Sowohl auf der Ebene der Studienleitung, in der Kooperation zwischen Prof. Bassetti und Federica Sallusto, wie auch in der Projektleitung zwischen den beiden ausgezeichneten Forschenden Ulf Kallweit und Daniela Latorre, hat die partnerschaftliche Arbeit hervorragend geklappt. Für Ihre Arbeit wurden Latorre und Kallweit bereits mit dem Forschungspreis der Italienischen Narkolepsie Gesellschaft (AIN) ausgezeichnet.

Immunsystem und Schlaf

Patienten mit Narkolepsie leiden u.a. an übermässiger Tagesschläfrigkeit und an Kataplexie, einem plötzlichem durch starke Emotionen ausgelöstem Verlust des Muskeltonus’. Die Krankheit wird durch den Verlust eines Botenstoffes, einem Eiweiss namens Hypokretin, im Gehirn verursacht und entwickelt sich bei Menschen mit einer entsprechenden genetischen Veranlagung in Zusammenspiel mit weiteren Umweltfaktoren. Kallweit und Latorre gingen einem seit langem vermuteten aber zuvor nicht untersuchten Zusammenhang zwischen der Narkolepsie und dem Immunsystem nach.

’Unsere Studie berichtet erstmals, dass bei Patienten mit Narkolepsie spezielle T-Zellen (ein Typ weisser Blutkörperchen) auftreten, die Hypokretin erkennen und dessen Zerstörung veranlassen können. Diese Resultate erhöhen das Bewusstsein für die Erkrankung Narkolepsie, die wenig bekannt ist und oft nicht (oder zu spät) diagnostiziert wird. Zudem eröffnen sie neue Möglichkeiten der Diagnose und Therapie’ betont Bassetti in seinem Kommentar zur Auszeichnung. Ulf Kallweit erläutert weiter: ’Die Narkolepsie kann aufgrund unserer Resultate als Modell für den Zusammenhang zwischen dem Nervenund dem Immunsystems angesehen werden’.

Publikationsdetails:

Daniela Latorre*, Ulf Kallweit*, Eric Armentani, Mathilde Foglierini, Federico Mele, Antonino Cassotta, Sandra Jovic, David Jarrossay, Johannes Mathis, Francesco Zellini, Burkhard Becher, Antonio Lanzavecchia, Ramin Khatami, Mauro Manconi, Mehdi Tafti, Claudio L. Bassetti, Federica Sallusto: T cells in patients with narcolepsy target self-antigens of hypocretin neurons. Nature 2018 Oct; 562 (7725): 63-68. *These authors contributed equally to this work.
https://doi.org/10.1038/s41586-­018-0540-1