Produktives Scheitern will gelernt sein

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Produktives Scheitern will gelernt sein

In einem Pilotprojekt hatten die Lernenden am Departement Physik aus vier Lehrberufen die Aufgabe, zusammen ein interaktives Ausstellungsobjekt zu bauen. Dabei lernten sie viel über Teambildung, interdisziplinäres Arbeiten und wie man produktiv scheitert. «Physics4mation» wird nun definitiv eingeführt.

«Es ist toll, wenn man mal etwas anderes machen kann als sonst!», antwortet die angehende Physiklaborantin Samira auf die Frage, was sie von der Projektarbeit Physics4mation erwartete. Zusammen mit acht weiteren Lernenden des Physik-Departements freute sie sich auf das Pilotprojekt.

Ihre Aufgabe: als Team innert drei Monaten ein interaktives Exponat für die Berufsmesse zu bauen. Das Besondere: Jedes Teammitglied kommt aus einem anderen Lehrberuf - Polymechaniker:in, Physiklaborant:in, Elektroniker:in und Konstrukteur:in.

Viele Ideen, wenig Zeit

«Es waren schnell viele Ideen da», erzählt Samuele, Physiklaborant in Ausbildung. Sein Team baute ein Kugel-Labyrinth mit Zeitmessung. «Wir haben uns zu lange damit auseinandergesetzt, was wir eigentlich genau machen wollen», sagt der angehende Elektroniker Tobias. Dadurch verlor das Team Labyrinth wertvolle Zeit.

Das zweite Team entschied sich für eine interaktive Kugelbahn, ebenfalls mit Zeitmessung. «Wir hatten verschiedene Ideen für die Module», erzählt Elektroniker-Lernender Ramon. Sein Berufskollege Micha fährt fort: «Wir diskutierten die Module und entschieden, welche wir bauen wollen».

Wer führt?

Wie wichtig es ist, sich ständig auszutauschen und gegenseitig zu informieren, lernte das Team Kugelbahn auf die harte Tour: Die Pläne mussten nachträglich geändert werden, da teamintern nicht kommuniziert worden war, welche Masse die CNC-Fräsmaschine bearbeiten konnte. Das kostete Zeit und hatte zur Folge, dass bis zuletzt noch Teile verbessert werden mussten.

Während drei Monaten sollten die Lernenden einen halben Tag pro Woche an dem Projekt arbeiten. Manche konnten mehr Zeit investieren, andere weniger, da sie z.B. mit Prüfungen ausgelastet waren. Da beide Teams sich mit dem Zeitmanagement schwertaten, wurde die Abgabefrist um einen Monat verlängert, was wiederum nicht ausreichte. «Auch mit sechs Monaten wären wir vermutlich nicht fertig geworden», meint der angehende Konstrukteur Paul. Sie hatten sich schlicht zu viel vorgenommen.

Christian Richter, vollamtlicher Berufsbildner Polymechaniker EFZ und Verantwortlicher des Pilotprojekts, hebt hervor, dass bei Physics4mation der Lernerfolg wichtiger sei als der Projekterfolg. Ausserdem sind interdisziplinäres Arbeiten, Vernetzung und Teamarbeit elementare Bestandteile des Projekts.

Auch das Ergebnis zählt

Dass sie es geschafft haben, die Projekte auf einen Stand zu bringen, der nur wenig nachträglichen Feinschliff benötigte, erfüllt die Lernenden mit Stolz: «Es war ein gutes Projekt, weil das Endprodukt funktioniert. Und es ist sau-cool», so das Urteil des Polymechaniker-Lernenden Jeremy.

Die Projektarbeit habe es ihm ermöglicht von den anderen im Team zu lernen, sagt Samuele. Und Micha ergänzt, dass man nicht nur fachlich voneinander profitiert habe, sondern auch neue Freundschaften entstanden seien.

Im Gespräch mit den Lernenden wird spürbar, dass sie während des Projekts viel gelernt haben. Aber auch, welche Herausforderungen die Teams bewältigen mussten, um das Ziel zu erreichen. Dass dabei nicht immer alles reibungslos funktionierte, gehört im Rückblick zu den wichtigsten Erfahrungen für die Lernenden.

Das erfolgreiche Pilotprojekt wird von nun an jährlich als interdisziplinäre Projektarbeit in der Berufsbildung am Physik-Departement durchgeführt werden.