
Mit dem Ziel, das Bewusstsein für Kunst im öffentlichen Raum zu stärken, arbeitet ein Forschungsteam die Geschichte der grössten Schweizer Freiluftausstellung für Skulpturen auf. Das Projekt wird vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern in Zusammenarbeit mit der Stiftung Schweizerische Plastikausstellung ESS-SPA durchgeführt und bezieht die Bevölkerung ein.
Die Schweizerische Plastikausstellung (SPA) in Biel ist die wichtigste nationale Skulpturenausstellung. Ihre von internationalen Künstlerinnen und Künstlern geschaffenen Werke lösen seit jeher Debatten über Kunst im öffentlichen Raum aus, zuletzt mit der Robert-Walser-Sculpture von Thomas Hirschhorn im Jahr 2019. Obwohl die SPA bereits seit 1954 stattfindet, wird ihre Geschichte nun erstmals anhand des bisher unerforschten Archivmaterials umfassend aufgearbeitet. Dies geschieht im Rahmen des vierjährigen, vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Forschungsprojekts ’Éffentlichkeiten der Kunst. Die Geschichte der Schweizerischen Plastikausstellung’, das das Institut für Kunstgeschichte in Kooperation mit der Stiftung Schweizerische Plastikausstellung ESS-SPA durchführt.

’Der Bieler Stadtraum ist reich an Skulpturen, die aus der langen Geschichte der Schweizerischen Plastikausstellung stammen. Wie kann eine kunsthistorische Nachsorge aussehen, die diese Skulpturen wiederentdeckt und sie in die mediale Gegenwart Überträgt?’, fragt Projektleiter Peter J. Schneemann, Professor für Kunstgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Universität Bern. Zusammen mit seinen Kolleginnen Yvonne Schweizer und Seraina Peer realisiert Schneemann seitens Universität Bern das Forschungsprojekt. Das Forschungsvorhaben wird die Stadtbevölkerung in verschiedenen Projektetappen aktiv in die Geschichtsschreibung einbinden. Dazu arbeitet das Forschungsteam zusammen mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Digital Humanities, Archiv, Museum und Vermittlung.
Ein digitales Bürgerinnenund Bürgerarchiv

Das Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern hat für das Projekt die Webseite publics-arts.ch erstellt, die das Forschungsprojekt zu einem Citizen Science-Projekt macht: ’Auf publics-arts.ch können Schnappschüsse aus privaten Fotoalben, Texte, Videound Audiobeiträge sowie Social Media-Posts hochgeladen werden’, sagt Yvonne Schweizer, Koordinatorin des Projekts. ’Die Webseite wächst dank der unerzählten Geschichten zu den Ausstellungen und Kunstwerken, durch ungewöhnliche fotografische Ansichten, Urban Myths und Gerüchte.’ Dadurch soll eine Kunstgeschichte entstehen, welche die Wahrnehmung der Skulpturen durch die Bieler öffentlichkeit abbildet und in ein stetig wachsendes Archiv aufnimmt. Die auf partizipative Ausstellungsprojekte spezialisierte Direktorin des Neuen Museums Biel, Bernadette Walter, wird mit dem Projektteam und unter Beteiligung von Berner Studierenden für Sommer 2024 eine Retrospektive zur Geschichte der Schweizerischen Plastikausstellung erarbeiten. Die digitalen Einsendungen sollen darin berücksichtigt werden.
Skulpturgeschichte zum Leben erwecken
Im Rahmen der Bieler Fototage (5. bis 28. Mai 2023) werden die Schweizerische Plastikausstellung und das Berner Forschungsteam zum öffentlichen Auftakt ihrer Zusammenarbeit eine mediale Reaktivierung dreier Skulpturen im Stadtraum erproben. Ein Parcours durch Biel wird zur fotografischen Belebung dieser Skulpturen einladen: Während ein Audioguide spielerisch aus der Perspektive der Skulpturen berichtet, können die Besuchenden ihre Sicht der Skulpturen etwa mit einem Selfie kommentieren und ihre Fotografien über die sozialen Medien posten. Auf diese Weise fügen die Besucherinnen und Besucher der Ausstellungsgeschichte einen eigenen Baustein hinzu. Zudem werden die Projektpartner an den Nachmittagen des 13. Mai und 28. Mai mit der Intervention ’Framing Sculpture’ auf dem Bahnhofsplatz vor Ort sein und zum persönlichen Austausch, zum Fotografieren und zum Stadtgeschichte-Teilen einladen. Eine eigens für diesen Anlass erstellte Fotoumgebung dient als visueller Rahmen.
