Die Zuwendung privater Mittel an Universitäten bespricht eine neue Ringvorlesung an der Universität Zürich. Insgesamt stehen Interessierten sieben neue Vorlesungsreihen ab dem 16. September zur Auswahl. Die Vorträge veranschaulichen eine überaus grosse Bandbreite an wissenschaftlicher Forschung und widmen sich dem Ersten Weltkrieg, dem Topos des Endes im Mittelalter, den Vorstellungen der Zukunft im Judentum, dem Vertrauen, der Wahrnehmung im Alter sowie einer Tour d’Horizon durch Lateinamerika.
Die Donation der UBS an die Universität Zürich im Frühjahr 2012 entfachte eine bis heute dauernde Diskussion rund um die Freiheit von Forschung und Lehre. Gefährden private Zuwendungen die Unabhängigkeit universitärer Forschung? Oder entziehen zu restriktive Regelungen den Universitäten dringend benötigte Finanzmittel? Dies sind die leitgebenden Fragen in der Vorlesung «Finanzielle Zuwendungen Dritter - Forschung zwischen Unabhängigkeitsgebot und Finanzierungsbedarf», welche die Universität Zürich im Herbstsemester 2014 anbietet. Den Schlusspunkt der Vorträge setzt eine Podiumsdiskussion, an der u.a. Ernst Fehr, Professor für experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich teilnimmt sowie Kathy Riklin, Nationalrätin und Universitätsratsmitglied.
Vertrauen und Kontrolle
Vertrauen ist gut - Kontrolle aber auch, wie die Vorträge «Blindes oder berechnendes Vertrauen in die Märkte» und «Vertrauensverlust in der Wirtschaft» thematisieren. Die von Privatdozierenden und Titularprofessoren und -professorinnen veranstaltete Vorlesung erhellt das Thema Vertrauen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen: Hörerinnen und Hörer erfahren beispielsweise auch, ob Tiere Vertrauen kennen, wovon das Vertrauen zwischen Arzt und Patienten abhängig ist, oder ob man einem Computer vertrauen kann.
Das hundertjährige Jubiläum zum Ersten Weltkrieg liegt der Vorlesungsreihe «1914» zugrunde. Den Auftakt macht der renommierte Politikwissenschaftler und Experte für den Ersten Weltkrieg: Herfried Münkler. Der Militärhistoriker Rudolf Jaun erklärt Hörerinnen und Hörern die Wandlungen der Kriegsführung während der Kriegsjahre. Der Medizinhistoriker Flurin Condrau bespricht die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts mit Blick auf die Kriegsopfer und Kriegsmedizin, und Jakob Tanner, Wirtschaftshistoriker an der Universität Zürich erklärt die ökonomische Logik der Kriegsführung und die Rolle der Kriegswirtschaft.
Lateinamerika neu vermessen
Eine neuartige Vermessung der wissenschaftliche Landkarte Lateinamerikas wagt das Romanische Seminar mit seiner interdisziplinären Vorlesungsreihe «América(s) Latina(s) - Neuvermesungen / Remappings». Vorträge über argentinische Romane, die Klimarisiken in den Anden, Genderaktivismus in Argentinien, Oscar Niemeyer als Architekt brasilianischer Identität bis hin zur Daros Latinamerica Collection stehen Interessierten zur Auswahl.
Das Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich führt ihre bereits im Frühling angebotene Vorlesungsreihe «Wahrnehmungen im Alter und des Alters» im Herbstsemester weiter. Die Vorlesungen thematisieren, wie im Alter die Musikwahrnehmung und musikalisches Lernen oder Schlaf und Gedächtnis zusammenspielen und wie man das eigene Älterwerden wahrnimmt.
Die Zukunft und das Ende
Vorstellungen über die Zukunft spielen im Judentum von der Antike bis heute eine herausragende Rolle. Die Vorlesung «Zukunftskonzepte im Judentum» dreht sich u.a. um die Prophetie in der Hebräischen Bibel, die Zukunft im biblischen und rabbinischen Messianismus, Hoffnungsbilder der jüdischen Apokalyptik oder um die Politisierung der Zukunft im Zionismus.
Das Ende in allen seinen Facetten ist in literarischen, kunsthistorischen, politischen, philosophischen, rechtshistorischen oder theologischen Kontexten im Mittelalter ein viel diskutiertes Thema. Referentinnen und Referenten aus acht mediävistischen Disziplinen behandeln Aspekte wie Tod und Sterben, das Ende der Zeit, des Raumes oder Textes sowie das gesungene Amen als musikalisches Phänomen.