Laufend werden in der Forschung neue Entdeckungen gemacht oder neue Technologien entwickelt. Doch nur vereinzelt entstehen daraus echte Innovationen - kommerziell erfolgreiche Produkte oder Dienstleistungen. Für die Universität Zürich ist hervorragende Wissenschaft kein Selbstzweck, sondern soll letztlich der ganzen Gesellschaft zugutekommen. Die UZH unterstützt deshalb junge Forscherinnen und Forscher darin, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und Ideen wirtschaftlich nutzbar zu machen. Ein Engagement, das sich lohnt: Die UZH hat über 300 aktive Patente, und über 100 Spin-Off-Firmen wurden aus der Universität gegründet.
Von der Wissenschaftlerin zur Unternehmerin
Wie vielfältig die Unterstützung für innovative Projekte ist, zeigt sich insbesondere in den Life Sciences: Angeboten werden den Nachwuchswissenschaftlern Kurse und Trainings zu Firmengründung und Unternehmertum, Zugang zu erstklassiger Forschungsinfrastruktur, Kontakte zu Industrievertretern, Coachings - und Geld. Das neueste Förderinstrument nennt sich BioEntrepreneur-Fellowships: Doktorierende und Postdocs aus Medizinund Biotechnologie erhalten für 18 Monate 150 000 Franken, um ihre Geschäftsidee weiterzuentwickeln. «Wir geben jungen Talenten das erforderliche Rüstzeug, um den Weg zur Spin-Off-Gründung möglichst effizient und erfolgversprechend zu gehen», sagt Michael Schaepman, Prorektor Veterinärmedizin und Naturwissenschaften, anlässlich der Jahresmedienkonferenz der UZH.
Hormon aus Zellkulturen anstatt aus Pferdeblut
Jane Beil-Wagner, Postdoktorandin am Institut für Labortierkunde, ist eine der vier ausgewählten Fellows, die am 2017 erstmals lancierten Programm teilnimmt. Ihre Geschäftsidee dreht sich um Pferde - genauer: um das Sexualhormon Gonadotropin. Breit angewendet wird es in der Zucht von Nutztieren wie Schweinen. Gonadotropin wird aus dem Blut trächtiger Stuten isoliert. Die Produktionsstätten in Südamerika, wo die Pferde häufig unter unethischen Bedingungen gehalten werden, werden auch als «Blutfarmen» bezeichnet. Ziel von Beil-Wagner und ihrem Team ist es, diese Situation zu verbessern, indem sie das Hormon im Labor mithilfe von Zellkulturen herstellen.
Verlässliche Sauerstoffmessung im Hirn von Frühgeborenen
«OxyPrem» heisst das zweite Projekt auf dem Weg zur Marktreife. Stefan Kleiser und sein dreiköpfiges Team haben ein neuartiges Oximeter entwickelt, mit dem sich der Sauerstoffgehalt in Geweben hochpräzise bestimmen lässt, was insbesondere für die Messung der Sauerstoffversorgung im Gehirn von frühgeborenen Babys zentral ist. «OxyPrem» erlaubt es, bei einer Sauerstoffunterversorgung umgehend zu reagieren, um akute Hirnschäden und deren Langfristfolgen bei den jungen Patienten zu vermeiden. Das lichtbasierte Messgerät wird derzeit in einer klinischen Studie am Universitätsspital Zürich mit Frühgeborenen getestet und soll sich in den nächsten Jahren als Standardwerkzeug in der medizinischen Anwendung etablieren.
Werner Siemens-Stiftung ermöglicht Programmausbau
Auf Interesse stösst das neue Innovationsförderungsinstrument auch bei einer bekannten Förderstiftung: Mit einer Spende von rund 10,7 Millionen Franken für die nächsten zehn Jahre unterstützt die Werner Siemens-Stiftung den Ausbau des UZH-Fellowship-Programms auf die Medizintechnologie. Die Zuwendung für das Programm MedTechEntrepreneur-Fellowship beinhaltet neben der Stipendienfinanzierung auch die Erstausstattung der Labors am Campus Schlieren. «Solche Finanzierungspartnerschaften ermöglichen uns, bestehende Fachgebiete zu ergänzen, weitere Forschungsfelder zu erschliessen oder neue Schwerpunkte zu setzen», betont UZH-Rektor Michael Hengartner. 2017 durfte die UZH Foundation insgesamt 27,5 Millionen Franken an Donationen entgegennehmen.
Wachstumstrend bei Drittmitteln, stabile Studierendenzahlen
Der Gesamtumsatz von 1,38 Milliarden Franken ist um 19 Millionen Franken bzw. 1,4 Prozent höher als im Vorjahr - hauptsächlich aufgrund deutlich höherer Projektbeiträge Dritter, insbesondere vom Schweizerischen Nationalfonds und der EU, sowie leicht höherer Grundfinanzierungsbeiträge der öffentlichen Hand. «Mit einem Beitrag von 301 Millionen Franken haben sich die Drittmittel einmal mehr sehr erfreulich entwickelt», sagt Stefan Schnyder, Direktor Finanzen und Personal, «sie sind seit 2010 um knapp 50 Prozent gewachsen».
Im Herbstsemester 2017 waren 25 672 Studentinnen und Studenten an der UZH eingeschrieben. Die Studierendenzahl liegt damit verglichen mit dem Vorjahr (25 542) stabil auf hohem Niveau. Die MINT-Fächer mit total 4967 Studierenden und die Humanmedizin mit 3490 Studierenden zeigen weiterhin eine deutliche Zunahme. Insbesondere das Beispiel der Biomedizin macht deutlich, dass auch fu’r innovative, neue Studiengänge eine starke Nachfrage vorhanden ist.