Festlaune am Dies academicus der Universität Zürich: Zum 191. Bestehen lädt die UZH wieder zahlreiche herausragende Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Wissenschaft und Forschung auf den Campus Irchel ein. In dem von der Philosophin Barbara Bleisch moderierten Festakt kommen neben Gastgeber Michael Schaepman auch der Strafrechtler und SP-Ständerat Daniel Jositsch, der sich in seiner Festrede zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik äussert, sowie die Vereinigung Akademischer Mittelbau der Universität Zürich (VAUZ) zu Wort. Im neuen Format ’UZH Talk’ geben Mitglieder der Universitätsleitung Einblick in ihren Tätigkeitsbereich: Den Auftakt macht Vizerektorin Gabriele Siegert, die über Herausforderungen in der universitären Lehre informiert.
In seinem Bericht lässt Rektor Michael Schaepman das vergangene Jahr aus Sicht der Universität passieren: Nicht nur die geplante Reform des akademischen Senats wird thematisiert, auch die gute internationale Zusammenarbeit mit der ’League of European Research Universities’ LERU, der Hochschulallianz ’Una Europa’ und weiteren tausend akademischen Institutionen. Auf lokaler Ebene engagiert sich die UZH in der Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen DIZH und hat 2023 sechs Professorinnen und Professoren berufen, gefördert oder verstetigt.
’Es ist die zentrale Aufgabe der Universität und ihrer Angehörigen, sich über die Zukunft der Gesellschaft Gedanken zu machen und tragfähige, zukunftsgerichtete Ideen zu entwickeln’, so Schaepman. An einer kontroversen Podiumsdiskussion zum Thema ’Leaky Pipeline’ wurde etwa diskutiert, welche strukturellen Mechanismen und geschlechtsspezifischen Faktoren Frauen dazu bewegen, aus einer akademischen Karriere auszusteigen. National und international hohe Wellen geschlagen hat zudem die UZH-Studie im Auftrag der Schweizer Bischofkonferenz, die den sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz untersucht hat.
Nach dem Rückblick des Rektors über ein ereignisreiches 2023 werden weitere Personen geehrt. Die Fakultäten der Universität Zürich verleihen vier Frauen und drei Männern die Ehrenpromotion. Alle sieben Personen haben sich durch ihre Forschung oder ihr Lebenswerk ausgezeichnet und werden mit einem kurzen Film vorgestellt:
- Der Historiker und Archäologe Oded Lipschits von der Universität Tel Aviv wird von der Theologischen und Religionswissenschaftlichen Fakultät geehrt. Als Brückenbauer zwischen verschiedenen Disziplinen hat er gemäss Laudatio der Bibelwissenschaft und Theologie wichtige Impulse gegeben.
- Prof. Michal Gal identifiziert die Gefahren für die freie Wirtschaftstätigkeit in einer zunehmend digitalisierten Welt und zeigt Lösungen auf. Für die Rechtswissenschaftliche Fakultät trägt die Juristin von der Universität Haifa damit zum Dialog und zur Annäherung unterschiedlicher Rechtssysteme bei.
- Douglas Bernheim von der Stanford University erhält die Ehrendoktorwürde von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät für seine vielfältige Forschungsarbeiten, insbesondere in den Bereichen Spieltheorie und der Verhaltensökonomie.
- Iris Bohnet wird von der Medizinischen Fakultät für ihren Beitrag im Beirat der Universitären Medizin Zürich gewürdigt. Die Verhaltensökonomin und Co-Direktorin an der Harvard Kennedy School, setzt sich für die Frauenförderung in der Wissenschaft und in Führungspositionen ein.
- Die Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich verleiht die Ehrendoktorwürde an die Tierärztin Dr. Polly Taylor für ihre massgeblichen Beiträge zur veterinärmedizinischen Anästhesieund Schmerzforschung sowie zum Tierschutz.
- Mit Kim Stanley Robinson ehrt die Philosophische Fakultät einen bedeutenden Schriftsteller des Science-Fiction-Genres. Robinson, so die Laudatio, verstehe es wie kein anderer, in seinen Büchern wissenschaftliche Expertise, spekulatives Denken und poetische Stringenz zu verbinden.
- Die Physikerin Beate Heinemann von Universität Hamburg und dem Forschungszentrum DESY wird von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät für ihre Pionierrolle bei der Suche nach neuen Phänomenen und bei der Planung von Teilchenbeschleunigern geehrt.
Der Lehrpreis der UZH geht an Marc Thommen , Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht. Die Studierenden an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät schätzen vor allem die anregende, positive Atmosphäre, die zum Dialog einlädt, sowie die klare Struktur seiner Lehrveranstaltungen. Mit grossem Engagement und einer Prise Humor gestaltet Marc Thommen ’sehr angenehme, spannende Vorlesungen mit viel Abwechslung’, die trotz Live-Stream und Podcast für volle Hörsäle sorgen und baut einprägsame Fallbeispiele sowie digitale Quizund Feedback-Tools in seine Lehre ein.
Die Airmiles Group des Geographischen Instituts erhält den diesjährigen Team-Effort-Preis für ihre Pionierrolle bei der Reduktion von Emissionen aus dem Flugverkehr. Das aus verschiedenen Mitarbeitenden zusammengesetzte Team sammelt seit 2017 Flugdaten von Mitarbeitenden und Gästen. Auf dieser Basis wurden Strategien und Ziele zur Flugreduktion abgeleitet und ein Beratungsangebot für Institutsangehörige aufgebaut.
Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger der Fakultäten sind: Dr. Nina Beerli (Theologische und Religionswissenschaftliche Fakultät), Dr. Pascal Felix Meier (Rechtswissenschaftliche Fakultät), Daniel Gehrig (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät), Dr. Lucia Å inka (Medizinische Fakultät), Dr. Kira Dassler (Vetsuisse-Fakultät) und Simon Jantschgi (Philosophische Fakultät).
Weitere Preise
WissenschaftspreiseIn diesem Jahr gibt es zwei Wissenschaftspreise der Walter und Gertrud Siegenthaler Stiftung: Einer geht an Dr. med. Dr. sc. med. Kevin Akeret in Anerkennung seiner Leistungen am Universitätsspital Zürich auf dem Gebiet der Neurochirurgie. Den zweiten erhält Dr. med. Flurin Cathomas für seine Tätigkeit als Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.
Forschungsstipendien
Das Forschungsstipendium 2024 der Walter und Gertrud Siegenthaler Stiftung geht an PD Dr. med. Julia Velz, Oberärztin am USZ, für einen zweijährigen Auslandsaufenthalt. Ebenfalls ein Stipendium für einen zweijährigen Forschungsaufenthalt erhält Dr. med. Adrian-Minh Schumacher, Assistenzarzt am Universitätsspital Zürich.