Auch Kinder leiden unter Zwangsstörungen. Um ihre Behandlung zu unterstützen, hat das Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universität Zürich das verhaltenstherapeutische Computerspiel «Ricky und die Spinne» entwickelt. Das Spiel erleichtert es 6- bis 12-jährigen Kindern, ihre Erkrankung, deren Folgen und die Behandlung zu verstehen.
Etwa 2 Prozent aller Kinder leiden an einer Zwangserkrankung, bestehend aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind sich aufdrängende Gedanken wie Angst vor Verschmutzung, Verletzung oder gewalttätige Vorstellungen, die als sinnlos oder quälend empfunden werden. Zwangshandlungen sind ritualisierte Handlungen, die häufig wiederholt werden müssen, wie Händewaschen, Fragen, Zählen, Berühren, Kontrollieren oder Sammeln. Ohne Behandlung nehmen Zwangsstörungen häufig einen ungünstigen Verlauf, zum Beispiel weil Kinder aufgrund ihrer Symptome nicht mehr zur Schule gehen können.
Spiel unterstützt Psychotherapeuten
Als bewährteste Methode für die Behandlung kindlicher Zwangserkrankungen gilt heute kognitive Verhaltenstherapie, eventuell ergänzt mit Medikation. Um Psychotherapeuten bei der evidenzbasierten Behandlung von Zwangserkrankungen zu unterstützen, hat das Zentrum für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universität Zürich das Computerspiel «Ricky und die Spinne» entwickelt. Das Spiel integriert die wichtigsten Behandlungselemente des verhaltenstherapeutischen Ansatzes und erleichtert es den Kindern, die Erkrankung, deren Folgen und die Behandlung zu verstehen.
Marienkäfer muss Punkte zählen
Im Spiel werden Grashüpfer Ricky und Marienkäfer Lisa von einer Spinne gezwungen, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht wollen. Ricky darf beispielsweise nur in einem besonderen Muster über die Wiese hüpfen, und Lisa muss jeden Abend vor dem Einschlafen die Punkte auf ihren Flügeln zählen. Aus Angst vor der Spinne verstricken sie sich immer tiefer ins Netz der Zwangserkrankung. Schliesslich bittet Ricky Eule um Hilfe.
Behandlung verbreiten
Veronika Brezinka, die das Spiel entwickelt hat, hofft, damit zur Verbreitung evidenzbasierter Behandlungen über die Universität hinaus beizutragen. «Das Spiel soll betroffene Kinder ermutigen, sich dem Zwang zu widersetzen und Psychotherapeuten bei der Behandlung von Zwangserkrankungen unterstützen», so Brezinka. Ähnlich wie das vor drei Jahren am Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie entwickelte Computerspiel «Schatzsuche», ist auch «Ricky und die Spinne» kein Selbsthilfespiel, sondern ein Fachinstrument. Es sollte nur im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung eingesetzt werden.