Ein leistungsfähiges Instrument zur Bewertung des CO2-Fussabdrucks von Unternehmen
Ein neues digitales Online-Ökosystem, das derzeit unter der Leitung von der Empa und von digitalswitzerland entwickelt wird, soll mit Hilfe verschiedener Webdienste wertvolles Wissen über Treibhausgasemissionen, Bewertungsstandards und Berechnungswerkzeuge miteinander verbinden. Ebenfalls Ziel des WISER-Ökosystems ist es, dieses gesammelte Expertenwissen benutzerfreundlich verfügbar zu machen - für Produzenten, Behörden und andere interessierte Organisationen. Das von Innosuisse als eines der ersten 15 Flagship-Projekte geförderte WISER-Projekt ist nun bereit, seine Entwicklungsstrategie durch die Freigabe seiner Website zu teilen.In vielen Branchen auf der ganzen Welt bemühen sich heute Hersteller, ihr Unternehmen und ihre Produkte klimafreundlicher zu gestalten, oft mit ehrgeizigen Netto-Null-Zielen. Ihr guter Wille kann in der Praxis schnell an seine Grenzen stossen, da die meisten Unternehmen und Produkte in komplexe, internationale Wertschöpfungsketten eingebunden sind. Es ist deshalb notwendig, jedoch schwierig, das Wissen verschiedener Organisationen auf eine konsistente Art und Weise zu kombinieren, um den Weg zur Reduzierung von Treibhausgasen (THG) zu finden, welcher auch den globalen Charakter des Problems berücksichtigt. Dies ist zumindest teilweise auf die unterschiedlichen Bewertungsstandards und Datenquellen zurückzuführen, die in verschiedenen Regionen der Welt verwendet werden, oft aber nicht miteinander vergleichbar sind.
Organisationen haben daher Schwierigkeiten, die THG-Bewertungen ihrer Zulieferer in die globale Bewertung ihrer Aktivitäten einzubeziehen. Für eine Schweizer Stadt könnte es beispielsweise schwierig sein, den CO2-Fussabdruck ihrer Gebäude zu bewerten, wenn die THG-Emissionen, die mit ihren Baumaterialien verbunden sind, in Dokumenten beschrieben werden, die einem europäischen Standard folgen. Denn die Werte folgen nicht den gleichen Bewertungsregeln wie die schweizerischen Vorschriften, was ihren Nutzen im Kontext der Schweiz stark einschränkt.
Das von der Schweizer Innovationsagentur Innosuisse finanzierte Flaggschiffprojekt WISER (WISER steht für "Web of Interoperable Digital Services for Knowledge on Decarbonization Pathways") wurde 2022 von der Empa-Abteilung Technologie und Gesellschaft zusammen mit digitalswitzerland initiiert. Das Projekt wird von einem gross angelegten Konsortium aus Schweizer Unternehmen, staatlichen Organisationen und Forschungsexperten durchgeführt (siehe Infobox). Mit dem Aufschalten seiner Website teilt das Projekt nun seine Vision mit Informationen zu den Projektzielen und die konkrete Strategie zur Schaffung eines digitalen Ökosystems.
Das Ziel: ein leistungsfähiges Instrument zur Information über den CO2-Fussabdruck
Das allgemeine Ziel von WISER ist es, einen konsistenten Informationsaustausch zwischen sämtlichen Organisationen entlang internationaler Wertschöpfungsketten zu erleichtern, um vertrauenswürdigere Bewertungen des CO2-Fussabdruckes (d.h. aggregierter Treibhausgasemissionen) zu erhalten. Mit anderen Worten: einen einfacheren Zugang zu THG-Wissen zu ermöglichen, welches aktuell vor allem für Experten verfügbar ist. Mit der Unterstützung der Schweizer Regierung beabsichtigt daher WISER, Unternehmen, staatliche Institutionen und Organisationen auf ihrem Weg hinsichtlich der Bewertung und Verringerung ihres CO2-Fussabdrucks zu unterstützen. Insbesondere wird WISER über die Relevanz spezifischer CO2-Informationen in unterschiedlichen Kontexten informieren, wobei der Schwerpunkt auf den sogenannten Scope-3-Daten liegt. WISER wird auch einen automatischen Übersetzungsdienst zwischen den vielen unterschiedlichen Datenquellen, Klimastandards und Bewertungsrahmen anbieten.Grosser Aufwand für ein klares Ziel. Didier Beloin-Saint-Pierre, WISER-Koordinator an der Empa, erklärt: "Wir müssen einfachere Wege finden, um die vielen verschiedenen Optionen von THG-Analysemethoden zu handhaben, die Organisationen derzeit daran hindern, ein vertrauenswürdiges Bild der THG-Emissionen entlang ihrer Wertschöpfungsketten zu bieten. WISER ist dazu da, diese Herausforderung mit Hilfe des digitalen Sektors anzugehen." Und Martin Kathriner, WISER-CCO und Nachhaltigkeitsstratege des Leadpartners digitalswitzerland, fügt hinzu: "WISER ist ein ehrgeiziges Unterfangen, das eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen vielen verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren erfordert. Damit das Projekt erfolgreich sein kann, muss es zu einer grossen Drehscheibe werden, die Kontakte zwischen verschiedenen Organisationen fördert."
Mehr Informationen auf einer neuen Website
Die WISER-Website enthält eine Beschreibung von acht Teilprojekten, die bereits laufen, um das digitale Ökosystem zu schaffen und zu testen. Das Projekt deckt verschiedene Themen ab, wie z. B. die web-basierte Speicherung von Datenquellen, den Zugang zu gängigen THG-Analysetools, die einheitliche Beschreibung von Formaten und Standards sowie den Informationsaustausch zwischen Experten. Eines der Teilprojekte untersucht auch die Tragfähigkeit künftiger Geschäftsmodelle zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung dieses digitalen Ökosystems nach dem Ende des Projekts. Der Nutzen der digitalen Lösungen von WISER soll mit Umsetzungs-Teilprojekten zu Themen wie "Treibhausgasemissionen bei der Fabrikation" und "Energieverbrauch in Rechenzentren" demonstriert werden.Die neue Website soll jeweils aktuelle Informationen über das Projekt bereitstellen und so die weitere Zusammenarbeit zwischen interessierten Akteuren innerhalb des aktuellen WISER-Konsortiums, aber auch darüber hinaus fördern. In naher Zukunft werden Informationen über Veranstaltungen, Beispiele für die Nutzung der Prototypen und andere Neuigkeiten veröffentlicht werden. In diesem Sommer werden erste funktionale Prototypen mit Unterstützung von ABB, der Stadt Lausanne und relevanten Akteuren von Rechenzentren in der Schweiz lanciert und auf der Website vorgestellt. Die Idee dieser Prototypen ist es, eine greifbare erste Vorstellung von der Leistungsfähigkeit von WISER zu schaffen und erste Diskussionen über zukünftige Geschäfte bei deren Implementierung zu starten.
Das WISER-Projekt ist ein Innosuisse-Flagship-Projekt, das bis 2026 läuft. Es bringt fünf akademische Partner zusammen: Empa, Universität St. Gallen, Fachhochschule Westschweiz - Wallis, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und das Paul Scherrer Institut (PSI). Zehn Wirtschaftspartner unterstützen die praktische Umsetzung: digitalswitzerland, ecoinvent, die Stadt Lausanne, ABB, EY, Microsoft, der Schweizerische Verein für Rechenzentrumseffizienz, SWICO, die Stadt Schaffhausen und die Stadt Winterthur. Dieses Konsortium ermöglicht somit interdisziplinäre Anstrengungen und Cross-Innovation, um die nächsten Stufen der digitalen Tools für die Treibhausgasbewertung zu unterstützen.