Bern, 17.11.2016 - Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ab 18 Jahren gibt dem Schweizer Gesundheitssystem gute Noten. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die unter der Schirmherrschaft des Commonwealth Fund in elf Ländern durchgeführt und in Washington präsentiert wurde. Im Vergleich zu 2010 werden wesentlich mehr medizinische Leistungen in Anspruch genommen; gleichzeitig steigt die Zahl der Personen, die angeben, bereits einmal aus finanziellen Gründen auf eine Behandlung verzichtet zu haben.
Der Commonwealth Fund lässt alle drei Jahre eine Bevölkerungsbefragung in mehreren Ländern durchführen, darunter auch in der Schweiz. Von den 1520 befragten Personen über 18 Jahre sind rund 60 Prozent der Ansicht, dass das schweizerische Gesundheitssystem im Grossen und Ganzen gut bis sehr gut funktioniert.
66 Prozent finden zudem die Qualität der medizinischen Versorgung hervorragend oder sehr gut. Im internationalen Vergleich steht die Schweiz damit an der Spitze. Gute Bewertungen erhalten die kurzen Wartezeiten für Arztbesuche und Operationen, das rasche Vorliegen von Laboranalysen und die Behandlungsqualität. In den übrigen Ländern liegt dieser Wert teils deutlich tiefer als in der Schweiz.
Von den befragten Personen wenden sich 90 Prozent bei einem gesundheitlichen Problem zuerst an die Hausärztin bzw. den Hausarzt oder an ein Gesundheitszentrum. 2010 waren es noch 93,5 Prozent. Damit rutscht die Schweiz im internationalen Vergleich ein paar Ränge nach hinten; in fast allen anderen Ländern ist der Anteil auf deutlich über 90 Prozent gestiegen. Eine Mehrheit von 64 Prozent (2010: 69 Prozent) ist sehr zufrieden mit der Behandlung und gibt den Hausärzten und Gesundheitszentren gute bis ausgezeichnete Noten. Kriterien der Bewertung waren, dass der Arzt die Krankengeschichte kennt, genügend Zeit für den Patienten aufwendet, den Patienten in die Entscheidungen einbezieht und ihn verständlich informiert.
Wenn der Hausarzt bzw. die Hausärztin oder das Gesundheitszentrum die Behandlung koordiniert und die Patientin bzw. den Patienten medizinisch begleitet, fallen die Einschätzungen aus Patientensicht noch deutlich besser aus: Personen mit einer solchen umfassenden medizinischen Versorgung (sogenanntes Medical Home) äussern sich positiver zu Koordination und Qualität der medizinischen Behandlungen (z.B. weniger von den Patientinnen und Patienten festgestellte medizinische Fehler oder stärkere Beteiligung an Entscheidungen bezüglich Behandlungen).
90 Prozent aller Befragten bezeichnet ihren eigenen Gesundheitszustand als gut bis ausgezeichnet. Damit liegt die Schweiz an der Spitze zusammen mit Neuseeland und Australien. 48 Prozent leiden an mindestens einer chronischen Erkrankung, wobei der Anteil der über 65 Jährigen (76 Prozent) hier deutlich höher ist. Rund 92 Prozent der Befragten mit einer chronischen Erkrankung fühlen sich gut informiert und betreut; ein ähnlich grosser Anteil äussert sich zuversichtlich, die gesundheitlichen Probleme bewältigen zu können.
Gleichzeitig wurden in der Schweiz mehr medizinische Leistungen bezogen: 2010 gaben rund 44 Prozent der Befragten an, in den letzten zwei Jahren eine Spezialistin oder einen Spezialisten aufgesucht zu haben; 2016 sind es gut 54 Prozent. Der Anteil Personen, die in den letzten zwölf Monaten mindestens zwei Ärztinnen und Ärzte aufgesucht haben, ist ebenfalls gestiegen von 45 Prozent auf rund 57 Prozent. Dieses Wachstum bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen ist in der Schweiz im Vergleich zu den anderen untersuchten Ländern besonders hoch. Eine Mehrheit der Befragten (77 Prozent) ist indes der Meinung, dass die Menge der erbrachten Leistungen gerade richtig sei und kaum unnötige Untersuchungen oder Behandlungen durchgeführt werden (88 Prozent). In diesem Punkt hatten die Ärztinnen und Ärzte in der Grundversorgung in der Befragung letztes Jahr eine andere Einschätzung. Die Hälfte von ihnen (51 Prozent) hatten moniert, dass in der Schweiz zu viele und unnötige medizinische Leistungen erbracht würden.
In den letzten Umfragen zeigten sich in der Schweiz nur wenige Patientinnen und Patienten mit dem Problem konfrontiert, aus finanziellen Gründen auf medizinische Leistungen verzichten zu müssen. 2010 taten dies noch 10 Prozent. 2016 sind es bereits 23 Prozent, die im letzten Jahr auf einen Arztbesuch, eine Behandlung oder ein Medikament verzichtet haben. Betroffen sind vor allem Personen bis 49 Jahre und Personen mit tieferen Einkommen.
Der Bundesrat hat in seiner gesundheitspolitischen Strategie Gesundheit2020 verschiedene Massnahmen beschlossen, um die Schwachstellen im Schweizer Gesundheitssystem anzugehen. Ein zentraler Pfeiler ist die Förderung der koordinierten Versorgung, etwa durch die Einführung des elektronischen Patientendossiers oder die Stärkung der Zusammenarbeit in der Grundversorgung. Dank nationalen Qualitätsprogrammen soll ausserdem die Patientensicherheit weiter gestärkt werden. Die vierte nationale Konferenz Gesundheit2020 am 31. Januar 2017 wird zudem das Thema Prävention in der Gesundheitsversorgung ins Zentrum stellen.
Die Schweiz nimmt seit 2010 an der internationalen Befragung des Commonwealth Fund zur Gesundheitsversorgung teil. Die Resultate der diesjährigen internationalen Befragung werden an einem Ministertreffen des Commonwealth Fund zwischen dem 16. und 18. Dezember 2016 in Washington diskutiert. Der Commonwealth Fund ist eine private, nicht-gewinnorientierte Stiftung, die die Förderung gut funktionierender und effizienter Gesundheitssysteme mit besserem Zugang zur Krankenversicherung und die Qualitätsverbesserung der Leistungen zum Ziel hat. Die Schweizer Delegation ist am Treffen durch BAG-Direktor Pascal Strupler vertreten.
An der Erhebung 2016 «International Health Policy Survey» des Commonwealth Fund, New York (USA), beteiligten sich neben Australien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Schweden und den USA auch die Schweiz. Befragt wurden in der Schweiz im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit BAG total 1520 Personen in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz.
Schweizer Bevölkerung ist zufrieden mit der Gesundheitsversorgung
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