Welcher Politikmix für eine saubere Energiezukunft?

- EN- DE - FR- IT

Ein Team der Universitäten Basel und Genf hat untersucht, welche politischen Maßnahmen die größten Anreize für grüne Technologien bieten.

Welcher Politikmix für eine saubere Energiezukunft?

Wie können wir erreichen, dass möglichst viele Schweizer Haushalte Solarpaneele installieren, eine eigene Batterie zur Speicherung von Sonnenenergie oder eine Wärmepumpe besitzen oder auf Elektroautos umsteigen? Wissenschaftler der Universitäten Basel und Genf haben sich mit dieser Frage beschäftigt. Anhand einer Umfrage in über 1500 Haushalten testeten sie, welche politischen Maßnahmen den Bedürfnissen am besten entsprechen und somit die Einführung dieser Technologien in größerem Umfang fördern würden. Ihre Ergebnisse wurden in der wissenschaftlichen Zeitschrift Cell Reports Sustainability veröffentlicht.

Der Klimaschutz und die damit verbundene Energiewende müssen weiter vorangetrieben werden, und die Schweizer Haushalte könnten durch die Nutzung umweltfreundlicher Technologien wie Sonnenkollektoren, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen einen wichtigen Beitrag dazu leisten.

Fast zwei Drittel der Schweizer Haushalte sind Mieter. Dies stellt ein enormes ungenutztes Potenzial dar.

Mart van der Kam, Forscher an der Fakultät für Psychologie der Universität Basel (UNIBAS) und am Institut für Umweltwissenschaften (ISE) der Universität Genf, und Professor Ulf Hahnel von der UNIBAS erforschten, welche politischen Maßnahmen erforderlich wären, um dieses Potenzial voll auszuschöpfen.

Ihr Team befragte zunächst fast 1500 Schweizer Haushalte zu den Gründen, die sie dazu bewegen, sich für oder gegen umweltfreundliche Technologien zu entscheiden. Anschließend gaben sie diese Daten in ein dynamisches Modell ein, das die Haushalte und ihre Interaktionen als eine Gesellschaft von Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen darstellt. Auf diese Weise konnten die Forscher testen, welche politischen Maßnahmen den Bedürfnissen der Haushalte am besten entsprechen und somit die Einführung dieser Technologien in größerem Umfang fördern würden. Ihre Ergebnisse wurden kürzlich in der wissenschaftlichen Zeitschrift Cell Reports Sustainability veröffentlicht.

Individuelle Anreize haben zu wenig Wirkung.

Mart van der Kam räumt ein, dass der verstärkte Wettbewerb zwischen den Herstellern die Einführung umweltfreundlicher Technologien wie Elektroautos erschwinglicher und attraktiver für die Verbraucherinnen und Verbraucher macht. Er ist jedoch der Ansicht, dass politische Maßnahmen erforderlich sind, um eine stärkere Nutzung von Technologien wie Sonnenkollektoren und Wärmepumpen zu fördern.

’Es sind nicht die einzelnen Anreize, sondern vielmehr die richtige Kombination von politischen Maßnahmen, die einen entscheidenden Unterschied machen’, betont er und fasst die Ergebnisse der Studie zusammen. Subventionen für Solarzellen oder Wärmepumpen sind beispielsweise nur ein Teil des Puzzles. Ebenso wichtig ist es, die Hindernisse zu beseitigen, die Mieter davon abhalten, diese Technologien zu nutzen. ’Bisher mussten die Gebäudeeigentümer die Investition tätigen, aber die Mieter haben von den niedrigeren Energiekosten profitiert’, betont der Forscher. Dadurch wurde die Investition für die Eigentümer weniger attraktiv.

Lösungen für Mieter

Das Beispiel der Solarpaneele zeigt, wie solche Hindernisse für Mieter durch staatliche Eingriffe abgebaut werden können: Seit einigen Jahren dürfen Mieter Solarpaneele auf ihren Balkonen installieren. Das Forschungsteam schlägt vor, dass politische Maßnahmen, die ähnliche Lösungen für Wärmepumpen oder Energiespeicher unterstützen, in Zukunft möglich sein könnten, vielleicht in Form von Nachbarschaftsbatterien, die mit Solarenergie aus mehreren Gebäuden oder einem ganzen Stadtteil gleichzeitig gespeist und als Energiequelle genutzt werden könnten.

’Fast zwei Drittel der Schweizer Haushalte sind Mieter. Dies stellt ein enormes ungenutztes Potenzial dar, das einen großen Schritt in Richtung Energierevolution ermöglichen könnte’, sagt Ulf Hahnel. Seiner Meinung nach kann eine interdisziplinäre Forschung, die nicht nur technologische Innovationen, sondern auch die unterschiedlichen Präferenzen der Konsumentinnen und Konsumenten berücksichtigt, Ansatzpunkte für gezielte Anreize und Strukturen aufzeigen. ’Wir müssen verschiedene Disziplinen und ihre Methoden zusammenbringen, um komplexe und facettenreiche Herausforderungen wie den Klimawandel und die Energierevolution zu bewältigen’, schließt Ulf Hahnel.