Förderung für internationale Forschungsprojekte unter Berner Leitung

Mit dem Programm SPIRIT stärkt der Schweizerischen Nationalfonds (SNF) den Wissensaustausch zwischen Schweizer Forschenden und Forschenden aus ausgewählten Ländern, die Entwicklungshilfe erhalten. Unterstützt werden Forschungsprojekte von Konsortien aus zwei bis vier Ländern, wobei sämtliche Disziplinen berücksichtigt werden. Die Gesuchstellenden können Projektmittel von 50’000 bis 500’000 Franken für zwei bis vier Jahre beantragen. ’Die drei Berner Projekte stammen aus sehr unterschiedlichen Fachrichtungen und sind ein Beispiel für eine starke internationale Vernetzung mit Forschungspartnern aus Ländern mit begrenzten Ressourcen. Wie alle SPIRIT-Projekte leisten sie einen Beitrag zur Chancengleichheit, die ein Grundwert unserer Universität ist’, sagt Hugues Abriel, Vizerektor Forschung der Universität Bern.

Exoplaneten bei geheimnisvollen Himmelskörpern

Das erste Projekt der Universität Bern trägt den Titel ’Exoplanets orbiting brown dwarfs’ und wurde gemeinsam mit Yilen Gómez Maqueo Chew der Universidad Nacional Autonoma de Mexico eingereicht. Es wird mit einer Summe von rund 500’000 Franken gefördert, startet im September 2023 und dauert vier Jahre. Verantwortlich für das Projekt ist Brice-Olivier Demory vom Center for Space and Habitability (CSH).

Das Projekt befasst sich mit sogenannten Braunen Zwergen - astronomischen Objekten, die die Lücke zwischen den schwersten Planeten und den leichtesten Sternen füllen. Die Forschenden wollen den ersten Exoplaneten mit tiefer Masse identifizieren, der um einen Braunen Zwerg kreist. Sie halten insbesondere Ausschau nach erdgrossen Planeten, um ihre Atmosphären sowie ihre Entstehung und Entwicklung zu untersuchen. Dazu gehört auch die Frage, ob es um Braune Zwerge herum Planeten gibt, die potenziell Leben beherbergen könnten.

’Wir leben in aufregenden Zeiten, da die Entdeckung von Leben ausserhalb der Erde innerhalb der nächsten ein oder zwei Jahrzehnte geschehen könnte’, kommentiert Brice-Olivier Demory. ’Die Kollaboration mit der Universidad Nacional Autonoma de Mexico trägt dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Mexiko und der Schweiz zu fördern und den Wissensund Technologietransfer einzubeziehen’, sagt Projektpartner Christoph Mordasini von der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie des Physikalischen Instituts der Universität Bern.

Wie Frauen als Unternehmerinnen Krisen bewältigen

Das zweite Projekt ’Female entrepreneurship during multiple crises: An intersectional perspective on entrepreneurial ecosystems in Switzerland and Colombia’ wird von Heike Mayer vom Geographischen Institut geleitet und wurde zusammen mit Jana Schmutzler von der Universidad del Norte in Kolumbien eingereicht. Die Fördersumme beträgt rund 500’000 Franken, startet im Februar 2024, und die Projektdauer beträgt vier Jahre.

Im Projekt wird untersucht, wie Frauen als Unternehmerinnen in der Schweiz und in Kolumbien mit den vielfältigen Krisen (wie zum Beispiel der COVID-19-Pandemie) und den damit zusammenhängenden Herausforderungen umgehen. In Feldforschung werden zwei unternehmerische Ökosysteme verglichen: In der Schweiz mit Fokus auf Zürich und in Kolumbien auf die Stadt Barranquilla.

’In vielen Ländern gibt es immer noch weniger Frauen als Männer, die den Sprung ins Unternehmertum wagen. Dabei besteht viel Potenzial, denn Frauen gründen erfolgreiche Firmen, sind in sehr unterschiedlichen Sektoren als Unternehmerinnen aktiv, und sie entwickeln innovative Geschäftsmodelle’, erklärt Heike Mayer und fügt hinzu: ’Wir werden untersuchen, auf welche Weise die unternehmerischen Ökosysteme in der Schweiz und in Kolumbien ein unterstützendes Umfeld für Unternehmerinnen mit unterschiedlichen intersektionellen Identitäten bieten. Das ist relevant, denn die Wirtschaft ist auf Innovation und Unternehmertum von allen Mitgliedern der Gesellschaft angewiesen’. Projektpartnerin ist Carolin Schurr von der Sozialund Kulturgeographie Unit des Geographischen Instituts der Universität Bern.

Simbabwe: Versorgungslücke bei der Behandlung von Depressionen schliessen

Das dritte Projekt ’Combining antidepressants with psychological therapy to improve depression outcome in Zimbabwe’ wird von Monika Müller von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) geleitet und wurde gemeinsam mit Dixon Chibanda der University of Zimbabwe eingereicht. Es wird mit einer Summe von rund 500’000 Franken gefördert, startet im November 2023 und dauert 3.5 Jahre.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen nehmen auch in ressourcenarmen Ländern zu. Zudem leben absolut gesehen die meisten Betroffenen in den Ländern des Globalen Südens. Zwischen 75% und 90% aller Betroffenen dort erhalten jedoch keine adäquate Versorgung. Das Forschungsprojekt arbeitet mit dem ’Friendship Bench’ zusammen. Dieses lokal in Simbabwe entwickelte Programm zielt darauf ab, die Versorgungslücke in der psychiatrischen Versorgung zu schliessen. Um die Behandlungsergebnisse bei Depression zu verbessern, wollen die Forschenden die psychologische Kurzintervention des ’Friendship Bench’ mit Antidepressiva kombinieren. Diese werden durch geschultes Gesundheitspersonal ohne Spezialisierung in Psychiatrie verabreicht, um das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern.

’Unsere Zielgruppe sind Menschen mit mässiger bis schwerer Depression, die aufgrund ihrer Symptome nur eingeschränkt am Erwerbsleben teilnehmen können, was erhebliche Auswirkungen auf das wirtschaftliche und soziale Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten sowie ihrer Familien hat’, sagt Monika Müller und ergänzt: ’Die Integration der Verschreibung von Antidepressiva durch Laien-Pflegekräfte in die ’Friendship Bench’ wird zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung in Simbabwe über die Studie hinaus führen’. Projektpartner Andreas Limacher vom Department of Clinical Research (DCR) der Universität Bern unterstützt das Projekt in statistischer und methodologischer Hinsicht.