Zum 150. Jahr seit Gründung der (Christ-)Katholisch-theologischen Fakultät lädt die Universität Bern zu einer internationalen Festkonferenz ein. Sie findet unter dem Titel «Theologie bewegt» vom 21. bis zum 24. November 2024 statt und wird vom Institut für Christkatholische Theologie organisiert. Erwartet werden über 40 Referierende sowie Gäste aus verschiedenen Kirchen aus über einem Dutzend Ländern.
Im Sommer 1874 beschloss der Grosse Rat des Kantons Bern, eine Katholisch-theologische Fakultät an der Universität Bern zu gründen, als Ausbildungsund Forschungsstätte romkritischer katholischer Theologen. Die christkatholische Lehranstalt an der Berner Alma Mater blieb über 127 Jahre die weltweit einzige Theologische Fakultät, an der Angehörige der liberalen, nicht mit Rom in Gemeinschaft stehenden christoder altkatholischen Kirche für den Pfarrberuf ausgebildet wurden oder sich durch Doktorat oder Habilitation auf eine wissenschaftliche Laufbahn vorbereiten konnten. Schon nach wenigen Jahren war die Fakultät über die Landesgrenzen bekannt und geachtet.
Im 20.Jahrhundert studierten und promovierten hier namhafte altkatholische, orthodoxe und anglikanische Theologen aus Ost und West, insbesondere aus der Schweiz, dem östlichen Europa, Deutschland, Grossbritannien und den Niederlanden, in jüngster Zeit auch aus Indien.
Theologisch vielsprachig
Das heutige Institut für Christkatholische Theologie führt die bewährte altkirchliche und ökumenische Ausrichtung in Lehre und Forschung fort. ’Die Vielfalt der Perspektiven auf Religion hat sich in den letzten Jahren weiter verstärkt’, sagt Angela Berlis, Co-Organisatorin der Tagung und für Geschichte des Altkatholizismus und Allgemeine Kirchengeschichte am Institut für Christkatholische Theologie der Universität Bern. Berlis stellt fest: ’An unserem kleinen Institut sind unterschiedliche westliche und östliche kirchliche Traditionen vertreten, unsere Mitarbeitenden sprechen acht verschiedene Muttersprachen. Wir sind theologisch vielsprachig. In einer Welt zunehmender Polarisierung und Konflikte ist differenziertes religiöses Know-how eine Schlüsselkompetenz.’
Das Institut für Christkatholische Theologie nimmt das Jubiläum zum Anlass, in einem internationalen und interkonfessionellen Rahmen über altkatholische Theologie, ökumenische Verflechtungen und heutige Herausforderungen der Kirchen in der Schweiz und der Welt zu diskutieren. In einer Reihe von Einzelveranstaltungen - Festakt, internationale Konferenz, Doktorierenden-Workshop und öffentliches Symposium - geht es um die Fragen, die Menschen in sich wandelnden Zeiten an die Theologie in Bern formulieren: ’Wie suchen wir heute Antworten auf Sinnfragen’ Wohin entwickelt sich die Theologie als Wissenschaft und Kunst des Seins’’, fasst sie Georgiana Huian, Co-Organisatorin der Tagung sowie Professorin für Systematische Theologie und Ökumene am Institut für Christkatholische Theologie der Universität Bern, zusammen.
Festakt und internationale Konferenz
Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bilden der Festakt mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Religion am 21. November sowie die anschliessende internationale Konferenz am 22. November 2024. Den Festvortrag beim Festakt hält der emeritierte anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams (Cambridge). Rowan Williams gehört weltweit zu den wichtigsten zeitgenössischen Theologen. Nach seinem Rücktritt als Oberhirte der Kirche von England war er am renommierten Magdalene College in Cambridge tätig. Er wird in seinem Vortrag fragen, was katholische Theologie heute bedeutet.
Die wissenschaftlichen Vorträge und Panels am Tag darauf widmen sich zum einen der Geschichte der Fakultät und ihrer Verflechtungen in der Schweiz und in Europa. Zum anderen fragen Theologinnen und Theologen nach altkatholischen und Berner Beiträgen zur konfessionsübergreifenden Ökumene: Wie beeinflussten sich theologische Denkschulen gegenseitig’ Welche Fragen, welche Antworten, welche Widersprüche beschäftigten Theologinnen in Bern und Europa’ Und welche konkreten Folgen hatten sie für die Ausbildung von Pfarrpersonen und das Verhältnis zwischen Kirchen untereinander und zum jeweiligen Staat’
Eine anschliessende Podiumsdiskussion fragt danach, wohin sich christoder altkatholische Theologie heute und künftig entwickelt. Es sprechen dazu Stefanos Athanasiou, griechisch-orthodoxer Theologieprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Petr Jan Vin¨, tschechischer altkatholischer Theologe aus Prag, Edda Wolff, anglikanische Theolog*in der Universität Bern, Professorin Nicola Ottiger, römisch-katholische Theologin aus Luzern, sowie Professorin Charlotte Methuen, britische Kirchenhistorikerin und anglikanische Priesterin.
Öffentliches Symposium und Festgottesdienst
Samstag, der 23. November ist einem breiteren Publikum gewidmet. Das öffentliche Symposium behandelt vorrangig praktische Felder christkatholischer Theologie in Bern und Europa. Studierende und prominente Alumni lassen an ihren Erfahrungen mit gelebter und gelehrter altkatholischer Theologie in Bern teilhaben. Als Alumni sprechen unter anderem der emeritierte Berner Professor Urs von Arx, Bischof Andrzej Gontarek aus Warschau, Bischof Matthias Ring aus Bonn und Dekan Ivaylo Naydenov aus Sofia.
Die Feierlichkeiten abschliessen wird ein Festgottesdienst in der christkatholischen Kirche St. Peter und Paul in der Berner Altstadt am Sonntag, 24. November.
Die Vortragssprachen sind Deutsch und Englisch.
Unterstützt werden die Feierlichkeiten vom Schweizerischen Nationalfonds, der Burgergemeinde Bern, der Christkatholischen Kirche der Schweiz sowie Berns, dem Fonds für ökumenische & historische Theologie sowie der Stiftung Dialog zwischen Kirchen, Religionen und Kulturen.
Medienschaffende sind herzlich zu den Veranstaltungen eingeladen:
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.christkath.unibe.ch/ueber_uns/aktuelles/https__christkatholischch_/index_ger.html